16 Stunden pro Tag am Span

C 400 U HS flex | Schmidt und Remmert GmbH | Werkzeug und Formenbau

Mit seinen Halbzeugen aus Rohren für Kraftstoffe, Abgase oder Kühlwasser beliefert die Schmidt und Remmert GmbH namenhafte Automobilzulieferer weltweit. Für die schnellere und flexiblere Fertigung der Formwerkzeuge für die Rohrbearbeitung investierte der Werkzeug- und Maschinenbauer in ein neues 5-Achs-Bearbeitungszentrum mit automatischem Handlingsystem von Hermle. Schmidt und Remmert arbeitet damit durch mannlose Nachtschichten schneller und flexibler und profitiert vom zuverlässigen Service des Maschinenbauers. 

Über drei Millionen Fahrzeuge wurden im Jahr 2018 in Deutschland neu zugelassen. Damit ist die Automobilindustrie nach wie vor auf Erfolgskurs, wovon auch Zulieferer sowie deren Komponentenlieferanten profitieren. Einer von ihnen ist die Schmidt und Remmert GmbH. Das im nordrhein-westfälischen Geseke ansässige Familienunternehmen bearbeitet unter anderem Rohre, die später im Automobil Kraftstoff oder Abgase weiterleiten. Die dafür notwendigen Formwerkzeuge konstruiert und fertigt das Unternehmen selbst. Um seine Kapazitäten auszubauen, investierte der Werkzeug- und Maschinenbauer in ein neues Bearbeitungszentrum der Maschinenfabrik Berthold Hermle AG aus dem baden-württembergischen Gosheim. Die C 400 U mit Handlingsystem HS flex soll 16 Stunden pro Tag zerspanen – auch mannlos und über Nacht. 

Helmut Schmidt – der Vater der aktuellen Geschäftsführer – und Fritz Remmert gründeten die Schmidt und Remmert GmbH im Jahr 1980. Mit ihrer Idee, Maschinen und Werkzeuge für die Rohrbearbeitung zu entwickeln, konstruieren und zu bauen, waren die Unternehmer so erfolgreich, dass sie nach und nach die Produktionskapazitäten erweitern mussten. 2004 übernahmen die Söhne Markus und Dirk Schmidt die Geschäfte und setzten die Erfolgsgeschichte fort. Sie reagierten auf die Anforderungen des Marktes und erweiterten das Angebotsportfolio: Heute fertigen am Firmensitz in Geseke rund 80 Mitarbeiter neben Werkzeugen und Maschinen auch Teleskopstiele für Staubsauger sowie Halbzeuge aus Rohren für die Automobilindustrie mit selbst entwickelten Werkzeugen und Maschinen. „90 Prozent unserer Kunden sind Automobilzulieferer“, erklärt Dirk Schmidt. Da diese ihren Sitz zwar in Deutschland haben, aber weltweit produzieren, liegt der Exportanteil bei rund 30 Prozent. „Tendenz steigend“, ergänz der Geschäftsführer und deutet damit einen der Gründe für die Neuinvestition an.  

„Wir arbeiten im Einschichtbetrieb, was ein klares Plus für unsere Mitarbeiter ist. Um dennoch der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, entschieden wir uns für die Automatisierung“, erläutert Dirk Schmidt. Sein Plan ist, durch mannlose Nachtschichten schneller und flexibler seine Kunden bedienen zu können. „Da uns die Kundenzufriedenheit enorm wichtig ist, haben wir auch einen hohen Anspruch an die Qualität und Präzision, die ein Fräszentrum liefern muss“, ergänzt Schmidt. Gleichzeitig sieht er in der Automatisierung eine Lösung, den Mangel an Fachkräften auszugleichen. 

  • Werkstück welches in der C 400 U von Hermle gefertigt wird
    Dank der U-Form des Schwenktisches liegen die Schwenkachse A und Drehachse C im Werkstück.
  • Verschiedene Hermle-Maschinen im Gebäude der Schmidt und Remmert GmbH
    Um seine Kapazitäten auszubauen, investierte der Werkzeug- und Maschinenbauer in ein neues Bearbeitungszentrum der Maschinenfabrik Berthold Hermle AG.

 „Stillstand können wir uns nicht erlauben“ 

Der Blick in die Produktionshalle zeigt, dass das neue Bearbeitungszentrum nicht der erste Kontakt mit dem Gosheimer Maschinenbauer war. „Wir fräsen bereits seit 1990 mit Hermle“, führt der Geschäftsführer aus. 2004 und 2005 erweiterte jeweils eine Universalfräsmaschine des Typs U 740 den Maschinenpark. Was Schmidt und seinen Mitarbeitern seitdem immer wieder positiv auffällt, ist die schnelle und zuverlässige Unterstützung. „Ein direkter und unkomplizierter Service ist für uns ausschlaggebend. Denn Stillstand können wir uns nicht erlauben“, erläutert der Geschäftsführer. Im Vergleich zu zwei anderen Herstellern zeigte sich: Für das Familienunternehmen bietet Hermle das beste Gesamtkonzept. 

Auf dem neuen Hermle-Bearbeitungszentrum fertigt der Maschinenbauer in erster Linie Formwerkzeuge für die Rohrbearbeitung. Durch sie können beispielsweise Löcher für Sonden, die später im Automobil den Abgasstrom überwachen sollen, präzise gesetzt sowie die Rohrenden sauber gebogen werden. In der Regel werden die Werkstücke mit Laufzeiten von 1,5 bis zwei Stunden bearbeitet. Ergänzend plant Dirk Schmidt, ebenfalls über Nacht Gleichteile zu bearbeiten, die im Einzelnen weniger zeitaufwändig sind, dafür in höherer Stückzahl benötigt werden.

Blick in das Bearbeitungszentrum der C 400 U, wo ein Werkstück gefräst wird
Die automatische 5-Achs-Bearbeitung steigert die Effizienz bei Schmidt und Remmert.

Einstieg in die Automatisierung 

Das 5-Achs-Bearbeitungszentrum C 400 U, so wie es bei Schmidt und Remmert seit Oktober in Betrieb ist, wird über eine Heidenhain TNC 640 gesteuert. Das Bedienpult ist mit einem 19 Zoll großen TFT-Farbbildschirm mit Touch-Funktion, einer Volltastatur sowie einer USB- und Ethernet-Schnittstelle ausgestattet. Zusätzlich zu den standardmäßigen Programmfunktionen wie der freien Konturprogrammierung oder der automatischen Berechnung der Schnittdaten wählte Schmidt und Remmert das optionale Hermle Wartungs-Diagnose-System. Dieses überwacht kontinuierlich den Maschinenzustand und kann auftretende Probleme direkt dem Werker melden. „Unsere zuständigen Mitarbeiter haben abwechselnd Bereitschaft bis 22 Uhr. Wenn bis dahin die Maschine Störungen meldet, können die Kollegen unmittelbar reagieren“, erklärt der Geschäftsführer.

Damit die C 400 U auch über Nacht mannlos arbeiten kann, ist das Handlingsystem HS flex mit zwei Palettenspeichermodulen mit je drei Regalebenen und Rüstplatz an das Bearbeitungszentrum angebunden. „Diese Lösung bietet einen wirtschaftlichen Einstieg in die Automatisierung“, betont Andreas Härtter von der Hermle + Partner Vertriebs GmbH. Der Mensch an der Maschine kann das Handlingsystem ganz einfach mit dem Hermle Automation-Control-System (HACS) über ein integriertes Touchpanel bedienen.

Der Arbeitsbereich der C 400 U liegt bei 850 x 700 x 500 Millimetern (X-, Y- und Z-Richtung), die Aufspannfläche des Schwenkrundtischs misst im Durchmesser 440 Millimeter, bei einem Störkreis von 885 mm. Der A-Achsantrieb greift direkt in das Zahnrad am Tischgehäuse. Damit verhindert er Wellentorsion und erzielt so ein hochpräzises Ergebnis. „Auch die Traglast von 450 Kilogramm hat uns überzeugt“, wirft Schmidt ein. Um für sämtliche Bearbeitungsschritte im vollautomatischen Betrieb gut gerüstet zu sein, entschied sich der Maschinenentwickler dafür, das standardmäßig mit ausgelieferte Werkzeugmagazin für bis zu 38 Werkzeuge um das optionale Zusatzmagazin ZM 88k zu erweitern. Damit können nun in Summe bis zu 126 Werkzeuge bereitgehalten werden.

Während der Tagesschicht können die Werker die über Nacht bearbeiteten Teile final fertigstellen, Toleranzen überprüfen und gegebenenfalls nacharbeiten lassen. Hierbei kommt die kurze Wechselzeit der Paletten von unter einer Minute Schmidt und Remmert zugute.

Neben der optimierten Ergonomie zur Maschine bedeutete der Wechsel für die Mitarbeiter eine merkbare Veränderung – gerade von der Steuerung her. Bei der U 740 mussten die Werker noch sehr viel selber programmieren, während der Input auf die C 400 U direkt aus dem CAM-System kommt. „Die Automation ist immer eine Umstellung“, weiß Hermle-Vertriebsmitarbeiter Härtter. „So muss man auch das Vertrauen haben, dass das Handlingsystem HS flex im Automationsmodus fehlerfrei arbeitet.“

Und das tut es. Ebenso überzeugt das neue Bearbeitungszentrum durch seine Effizienz und Qualität. Langfristig will Schmidt sogar ein älteres Fräszentrum außer Dienst setzen, wenn die C 400 U zwei Schichten, also 16 Stunden, pro Tag durchlaufen kann. „Derzeit schaffen wir das schon an drei Tagen der Woche – nach nur drei Wochen im Einsatz ist das ein sehr zufriedenstellendes Zwischenergebnis“, zieht der Geschäftsführer ein erstes Fazit. Dass das Ziel im Laufe des Jahres 2019 erreicht wird, ist er sich sicher und meinte abschließend: „Die meisten Probleme, die derzeit noch auftreten, sind Anwenderfehler.“ Führt dieser zu einem Crash, greift zur vollen Zufriedenheit Schmidts der schnelle Service: „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal von Hermle.“

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