C 42 U RS 2 L | Hofmann | Werkzeug- und Formenbau
Das formgebende Fräsen ist einer der letzten und anspruchsvollsten Prozessschritte bei der Herstellung von Spritzgusswerkzeugen.
Die Herausforderung dabei: Das gehärtete Material erfordert äußerst stabile Maschinen, die auch nach der bis zu 50-stündigen Finish-Bearbeitung noch innerhalb der engen Toleranzen arbeiten. Für den Werkzeug- und Maschinenbauer Hofmann ist Hermle dafür der ideale Partner. Mit ihm stemmte er auch ein außergewöhnliches Projekt, das mehr Kapazitäten schuf als erwartet: Eine Fertigungszelle mit vier Fräsmaschinen vom Typ C 42 U inklusive Reinigungs- und Messanlage, verbunden durch einen Roboter.
Aus dem Handwerksbetrieb für Formwerkzeuge, den Siegfried Hofmann 1958 in einem Gartenhaus gründete, hat sich ein technologischer Vorreiter im Werkzeug- und Maschinenbau entwickelt. Maßgeblicher Treiber in den 1980er Jahren war der Sohn des Firmengründers: Günter Hofmann trat 1982 in die Geschäftsführung der Werkzeugbau Siegfried Hofmann GmbH ein und baute parallel den Bereich des Serien- und Sondermaschinenbaus erfolgreich auf. Mittlerweile wird das Unternehmen in dritter Generation von Stefan Hofmann geführt und bietet im Spritzguss vom Werkzeug bis hin zur kompletten Automation des Spritzgussprozesses ganzheitliche Lösungen. Bei der Entwicklung und Fertigung von Maschinen und Automationslösungen setzt Hofmann zudem auf digitale Lösungen wie virtuelle Inbetriebnahme und digitale Zwillinge.
Die Spritzgussformen und Maschinen, die das Familienunternehmen aus dem oberfränkischen Lichtenfels heute fertigt, sind ebenso vielfältig wie die Branchen, in denen der Dienstleister bekannt ist: Haushaltsgeräte, Automobile, Verpackungen und Sportgeräte erhalten dank der präzisen Formen die perfekte Optik und Funktion. Ein Vorteil für den Werkzeugbauer ist seine intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft tüfteln die Experten an neuen Technologien und Materialkombinationen und realisieren zum Beispiel innovative Konstruktionsgeometrien mittels 3D-Druck.
Fehlerfreier Datenfluss im Fertigungsprozess
„Uns ist es wichtig, technologisch vorn dabei zu sein“, erklärt Markus Gräf, Leiter Prozessentwicklung bei der Werkzeugbau Siegfried Hofmann GmbH. Treibendes Thema sowohl im Maschinen- als auch im Werkzeugbau ist die Automatisierung. Klingt trivial, ist es aber nicht, da der Formenbau eigentlich ein reines Handwerk ist. „In der Regel sind die Formwerkzeuge Unikate, von denen wir nur ein, maximal zwei anfertigen. Das zu automatisieren, ist eine große Herausforderung“, betont Gräf. Dieser Mammutaufgabe stellt sich das Unternehmen schon seit einigen Jahren erfolgreich: Wird ein neues Formwerkzeug nach der Konstruktion in Auftrag gegeben, weist das zentrale MES-System den verschiedenen Arbeitsplätzen die für die jeweiligen Bearbeitungsschritte notwendigen Daten zu. Ebenso organisiert es die Datenrückflüsse beispielsweise von den Messungen, die automatisiert an das System zurückgemeldet werden – Tippfehler sind damit quasi ausgeschlossen. „Unsere Fertigung ist bereits seit 15 Jahren papierlos. Bis der Datenfluss zuverlässig durch die Fertigung transportiert wurde, hat es allerdings viel Entwicklungsarbeit gebraucht“, gibt Gräf zu. Die Arbeit hat sich aber gelohnt. „Bis zu 100 Stunden reine Bearbeitungszeit stecken oft in einem einzelnen Werkstück, entsprechend teuer ist dieses dann auch. Da kann jede Fehlerquelle zum Kostentreiber werden.“
Um auch die zerspanende Fertigung der Formteile zu optimieren, investierte Hofmann 2013 in zwei C 50 U der Maschinenfabrik Berthold Hermle AG, die über ein Robotersystem RS 3 automatisiert wurden. „Wir fertigen schon seit 20 Jahren auf Hermle-Maschinen und wissen, dass wir uns auf die Präzision ebenso verlassen können wie auf den Service und Support“, erklärt Markus Gräf. Dabei betont er auch das partnerschaftliche Verhältnis, das sich für ihn in der mit dem Gosheimer Maschinenbauer gelebten Offenheit, Ehrlichkeit und Vertrauen manifestiert.
Automatisierung für hochgenaue Einzelteile
Als Hofmann 2017 seine Fertigungskapazität weiter ausbauen wollte, entschieden sich die Verantwortlichen daher erneut für eine Automationslösung von Hermle: Eine Linearanlage mit Roboter sowie vier C 42 U. „Sie hat genau in die Halle gepasst“, scherzt der Entwicklungsleiter und erklärt, dass die 5-Achs-Bearbeitungszentren für ihre Maschinengröße den verhältnismäßig größten Verfahrweg aufweisen und ideal für das Teilespektrum sind. „Zudem gibt es nicht viele Anlagen am Markt, die so präzise 3D-Konturen in gehärtetem Stahl ausarbeiten können.“ Und das ist wichtig. Denn auf den vier C 42 U findet ausschließlich die Finish-Bearbeitung der gehärteten Formteile statt, die letztlich die Genauigkeit der fertigen Form definiert. „Zwischen einer und 50 Stunden dauert dieser Schritt, weswegen wir eine Maschine brauchen, die über die lange Zeit die Präzision und Genauigkeit konstant hält, unabhängig von Umgebungseinflüssen wie Temperatur oder eingesetzte Kühlmittel“, betont Gräf.
Doch die Anlage kann noch mehr: Neben den vier Bearbeitungszentren sind ein Reinigungs- und ein Messzentrum in die Zelle integriert. Vollautomatisch werden die fertigen Formteile hier gewaschen, getrocknet und abschließend vermessen und damit kontrolliert. Die komplette Anlage ist in Hofmanns MES-System eingebunden, sodass das Fertigungssystem sowohl voll automatisiert, als auch manuell mit Daten gefüttert werden kann.