C 32 U | Roboter System RS 1 | SAM Precision B.V.
Dass SAM Precision Anfang 2021 bei Hermle ein neues 5-Achs-Bearbeitungszentrum orderte, bezeichnet Geschäftsführer Theo Zegers als Glücksfall. Denn die Nachfrage nach Präzisionsbearbeitung ist kurz darauf unvorhersehbar stark angestiegen. Indem er die neue C 32 U mit Robotersystem RS 1 autark über Nacht und am Wochenende arbeiten lässt, kann er flexibler und schneller auf Kundenwünsche eingehen.
In den Niederlanden boomt die Halbleiterindustrie und füllt damit auch die Auftragsbücher der zerspanenden Lohnfertiger. SAM Precision B.V. ist einer von ihnen. Seit der Firmengründung 1985 hat er sich zum Spezialisten für die High-Tech-Bearbeitung von Präzisionsbauteilen vor allem aus schwer zu bearbeitende Metalle wie Titan und Chirurgenstahl entwickelt. „Wir haben eigentlich nur Kunden, die stetig am Wachsen sind. Und wir sind gesund mitgewachsen“, sagt Firmengründer Theo Zegers. Anfangs fräste er für die Genuss- und Lebensmittelindustrie. Später kamen die Medizintechnik, die optische und die seit Anfang 2021 dominierende Halbleiterindustrie hinzu. Die aktuelle Situation sieht er mit gemischten Gefühlen: „Solch ein Branchenwachstum und eine Auslastung habe ich in den vergangen 35 Jahren noch nicht gesehen. Eigentlich geht das zu schnell.“
Für SAM Precision bedeutet das, immer kürzere Bearbeitungszeiten und mehr Flexibilität bieten zu müssen. Hinzu kommen die hohen Anforderungen, die trotz der unterschiedlichen Branchen viel gemeinsam haben: Die Teile sind komplex, müssen präzise gefertigt werden und innerhalb von zwei Wochen wieder beim Auftraggeber sein – in Eindhooven, Belgien und Deutschland. Dabei fassen die Zerspanungstechniker die fertigen Bauteile sprichwörtlich mit Samthandschuhen an, denn jeder selbst nichtsichtbare Fingerabdruck auf der Oberfläche führt zur Reklamation. Generell sollen die notwendigen Handgriffe nach der Bearbeitung minimal gehalten werden. So müsse laut Zegers die Fräsmaschine alle Teile so perfekt fertigen, dass keine Nacharbeit mehr erforderlich ist – bis auf das Reinigen mit Druckluft, um Reste vom Kühlschmiermittel oder eventuell anhaftende Späne schnell zu entfernen.
„Wenn wir gute Ergebnisse liefern, bekommen wir Folgeaufträge“, bringt es Zegers auf den Punkt. Und die bekommt SAM Precision. Um dennoch die Liefertreue nicht zu gefährden, wandte sich Zegers an die Maschinenfabrik Berthold Hermle AG. „Mit 28 Mitarbeitern sind wir eine sehr kleine Firma. Für einen Mehrschichtbetrieb fehlt uns einfach das Personal. Um dennoch auch in Geisterschichten produktiv zu sein, wollte ich in ein automatisiertes 5-Achs-Bearbeitungszentrum investieren“, erzählt Zegers. Auf Hermle vertraut er seit über 25 Jahren, auch wenn er zwischendurch auf „Abwegen“ gewesen sei, wie es der Geschäftsführer formuliert. Doch er weiß, was er von dem Gosheimer Maschinenbauer erwarten kann: eine hohe Servicebereitschaft, Know-how über alle Systeme sowie zuverlässige und äußerst präzise Fräsmaschinen. Dass Hermle eigene Automationslösungen entwickelt und anbietet, sei ein weiterer Vorteil: „Die Verfügbarkeit ist sehr wichtig für uns, denn unsere Fräszentren müssen 24 Stunden am Tag laufen. Gibt es ein Problem mit der Maschine oder der Automation haben wir einen Ansprechpartner, der sich schnell und kompetent darum kümmert.“
Flexible Kapazität
Entschieden hat er sich für eine C 32 U, automatisiert mit dem Robotersystem RS 1 – nachdem er für eine ausführliche Beratung im Hermle-Vorführzentrum in Kassel-Lohfelden war. „Die Komplettlösung kombiniert das Teilehandling mit einer Universalmatrize und einem automatisch spannenden Schraubstock. So können wir verschiedene Bauteile automatisiert fertigen, unabhängig von ihren Abmessungen“, führt Zegers aus. Dass er die flexible Kapazität der C 32 U mehr als dringend brauchen würde, wusste der Niederländer zum Zeitpunkt der Bestellung noch nicht. Seine Motivation damals: „Wir sind eigentlich immer zu klein – und müssen daher vermehrt in automatisierte Anlagen investieren. Daher wollten wir eine ältere Stand-alone-Maschine ersetzen.“ Nur einen Monat, nachdem er die Unterschrift unter den Vertrag gesetzt hatte, stiegen die Auftragseingänge enorm an – innerhalb von wenigen Monaten war SAM Precision bis 2022 ausgebucht. Dass er jetzt mit der C 32 U mehr Kapazität hat, bezeichnet der Unternehmer als Glücksfall. „Die Zerspanung in den Niederlanden boomt, dank der Halbleiterindustrie“, erklärt sich Zegers das Auftragsplus von rund 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – ohne, dass ihm Corona einen dramatischen Auftragseinbruch beschert hätte.
Mit Blick auf den weltweiten Stillstand ist Zegers froh, wieder in Deutschland gekauft zu haben: „Ganz abgesehen von der hervorragenden Qualität gab es keine Lieferschwierigkeiten, und wir hatten immer einen zuverlässigen Servicetechniker zur Hand.“ Seit Juli 2021 steht das neue Bearbeitungszentrum der High-Performance-Line bei SAM Precision neben elf weiteren Hermle-Maschinen. Darunter sind auch vier C 40 U – zwei davon mit Palettenwechslern – sowie zwei C 50 U, bei denen das Stand-alone-Konzept aufgeht: Beide Fräszentren bearbeiten bis zu einem Meter große und komplexe Bauteile, entsprechend lang sind die Laufzeiten. „Innerhalb von zehn Stunden fräsen wir aus 350 Kilogramm-Rohlingen bis zu 315 Kilogramm Material heraus. Jede Woche muss eines dieser Bauteile Just-in-time in die Montage geliefert werden“, erzählt Zegers. Um die Qualität und den strengen Terminplan einhalten zu können, liegt hier der Fokus auf der Langzeitgenauigkeit und Prozesssicherheit.